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Rundgänge in Aussersihl und Hard, dem Zürcher Stadtkreis 4

Junggesellenheime

Auf den ersten Blick versetzen einem die vier grauen Betonhäuser in eine Provinzstadt der ehemaligen DDR: heruntergekommene Plattenbauten, dazwischen Rasen, Blumen- und Gemüsebeete. Aus bautechnischer Sicht handelt es sich bei diesen 1964 erstellten Wohngebäuden um Pionierbauten auf dem Gebiet des Skelettbaus mit vorfabrizierten Elementen aus Durisol, ein in der Schweiz entwickelter, witterungsbeständiger Baustoff, der Zellulosefasern mit Zement bindet. Max Bill erstellte 1942 in Bremgarten AG erstmals eine Villa mit Durisol.

In den ersten Jahren wurden die vier schmucklosen Wohnhäuser als «Junggesellenheime» bezeichnet: Es handelt sich bis heute um Unterkünfte für Einzelpersonen mit insgesamt 108 Einzelzimmern à 8 Quadratmeter und 20 Doppelzimmern. In jedem Stockwerk befindet sich eine Gemeinschaftsküche, im Keller ein Duschraum, im grössten der vier Häuser ein Gemeinschaftsraum. Im Güterbahnhof auf der andereen Seite der Bahngleise arbeiteten in den 1960-er Jahren bis zu tausend Angestellte im Schichtbetrieb, fast alles Männer, die hier Unterkunft fanden. Als später in einem Block auch weibliche Bahnangestellte wohnten, wurde von «Ledigenhäusern» gesprochen. Heute heissen sie «Sersa-Häuser», da die Gleisfirma Sersa sie ihren meist temporär aus dem Ausland angeworbenen Gleisarbeitern anbietet.

Adresse

Brauerstrasse 118, 120, 122, 124

Erreichbarkeit

Haltestelle Güterbahnhof, Tram 8, Bus 31

Literatur

Stadt Zürich, Amt für Städtebau: SBB Objekte Stadt Zürich. Inventarergänzung 2020
Ralph Bänziger und Detlev Bugmann: 100 Jahre Güterbahnhof. Zürich 1997